Portraits > Hermann Czech

Hermann Czech

Hermann Czech

Hermann Czech (geb. 1936) nimmt in der Architekturszene durch seine Bauten, Planungen, aber auch seine Schriften eine besondere, eigenartige Position ein. Zunächst widersetzt er sich einer Rolle der Architektur als vordergründiges Schaustück: "Architektur ist nicht das Leben. Architektur ist H i n t e r g r u n d. Alles andere ist n i c h t Architektur."

In dieser Architektur "auf den zweiten Blick" gibt es auch keinen einheitlichen "Stil": "Architektur hat mit sehr vielen Sachen zu tun - Sachlichkeit bedeutet, jede Sache entsprechend ihren Bedingungen zu behandeln. Da nur wenige dieser Sachen einander gleichen, ist die Grundlage von Sachlichkeit und schließlich ihr Ergebnis nicht Einheitlichkeit, sondern Heterogenität."

Schließlich sieht Czech Architektur als Eingriff in einen Kontext: "Der Umbau ist ein architekturtheoretisch wichtiges Thema; vielleicht das zentrale überhaupt - weil im Grunde alles Umbau ist." Auch die eigene Tätigkeit "nimmt mit dem Fortschreiten jeden Entwurfs immer mehr den Charakter eines Umbaus an".

"Die F u n k t i o n ist wahrscheinlich der irreführendste Begriff der Architekturtheorie", meint Czech; sie ist "nicht etwas dem Entwurf Vorgegebenes, sondern sie wird durch ihn erst geschaffen". - "Wie Musik mit Ohren vernehmbar sein muss, so ist der Bau seinem Wesen nach benutzbar." Aber: "Komfortverlust ist die ärgerlichste Begleiterscheinung des Wandels. Wenn wir Architekten schon in jeder Generation das Rad neu erfinden müssen, sollten wir dazusehen, dass es nicht zunächst immer eckig ist."

Wichtige Studieneinflüsse für Hermann Czech waren die Salzburger Sommerakademie Konrad Wachsmanns (Ende der 50er-Jahre) und die Meisterschule Ernst A. Plischkes an der Akademie der bildenden Künste in Wien.

Sein vielfältiges architektonisches Werk umfasst neben Planungen Wohn-, Schul- und Hotelbauten ebenso wie Interventionen in kleinem Maßstab und Ausstellungsgestaltungen. Einige Beispiele:

BAUTEN UND UMBAUTEN: Kleines Cafe 1970 und 1974, Fußgängerbrücke im Wiener Stadtpark, 1987; Wohnbebauung Perchtoldsdorf bei Wien, 1994; Rosa-Jochmann-Schule, Wien Simmering, 1994; Winterverglasung der Loggia der Wiener Staatsoper, 1994; Theatercafe 1998, Hotel Messe Wien, 2005; Umbau Urbanihaus, Wien 2007; Wohnbau in der Mustersiedlung internationaler Architekten, Wien Hadersdorf, 2007.

AUSSTELLUNGSGESTALTUNGEN: "von hier aus", Düsseldorf 1984; "Wien 1938", Wiener Rathaus, 1988; "Wunderblock", Wien 1989; "Schubert97", Wien 1997.

Von zahlreichen kritischen und theoretischen Schriften ist eine Auswahl unter dem Titel "Zur Abwechslung" (erweiterte Neuausgabe Wien: Löcker 1996) erschienen. Auszeichnungen wie der Preis der Stadt Wien, der Kunstpreis Berlin, die internationale Vortrags- und Ausstellungstätigkeit mit Einzelausstellungen in London und Basel, die Lehrtätigkeit in Wien, Harvard und Zürich weisen auf die wachsende Ausstrahlung von Hermann Czechs Werk hin. Architekt Czech lebt in Wien und wird am 10. November seinen 80. Geburtstg feiern. (Portrait Hermann Czech - Fotocredit: Carola Dertnig)

© copyright prodomoWien/Hersteller, Autor: Werner Backhausen