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Eileen Gray

Eileen Gray

Eileen Gray war eine außergewöhnliche Frau. In einer Zeit, da Frauenleben vom Kinder-Küche-Kirche-Gesetz bestimmt war, ist sie von zu Hause weg und, außergewöhnlich für eine Angehörige des niederen Adels, in die Berufswelt gegangen. Sie hat sich nach ersten Erfolgen als Innenarchitektin und Möbeldesignerin auch auf das von Männern total beherrschte Terrain der Architektur gewagt. Das gelang ihr nur mit selbst erarbeitetem Wissen, ohne je ein ordentliches Studium absolviert zu haben.

Eileen Gray ist schottisch-irischer Herkunft und wurde 1879 in Brownswood geboren. Als ihr Vater 1900 starb, war sie bereits zwei Jahre in London und lernte an der Slade School Zeichnen. Bei einem Schaufensterbummel entdeckte sie das Geschäft von D. Charles, einem Lackmaler. Es gelang ihr eine Anstellung zu bekommen und lernte über 2 Jahre lange alles über die Lacktechnik - ein Wissen, dass sie in ihrer Laufbahn vielfach zu nutzen wusste. Daher findet man auch bei Ihren Möbeln regelmäßig lackierte Oberflächen.

1902 übersiedelt sich nach Paris, wo sie auch den Japaner Seizo Sugawara kennen lernte und der sie in die letzten Feinheiten der orientalischen Lackkunst einweihte. Nach der - durch die Kriegswirren und den Tod ihrer Mutter bedingten - Rückkehr nach Irland ging Gray nach Paris zurück. 1920 erhielt sie ihren ersten großen Auftrag für eine namhafte Modistin und entwarf nahezu ihre gesamte Wohnung exotisch ausstaffiert, weit entfernt vom kühnen Stil der späteren Jahre.

Dank des Vermögens aus ihrer Erbschaft konnte Gray 1922 ein eigenes Geschäft eröffnen, in dem sie ihre Möbel, Paravents und Leuchten präsentierte. 1923 wagte sich Eileen Gray mit ihrem bedroom-boudoir for Monte Carlo im Rahmen der Pariser Innenarchitekten-Ausstellung in eine völlig neue Richtung. Von der französischen Presse zerrissen, erhielt sie hingegen von der niederländischen Gruppe De Stijl höchste Anerkennung.

Walter Gropius und Le Corbusier wurden ebenfalls auf die Designerin aufmerksam und ermutigten sie den Schritt zur Architektur zu wagen. Nach vier Jahren intensiven Lernens baute Sie, beraten von Jean Badovici, ihr legendäres gemeinsames Haus an der Mittelmeerküste: großzügig mit vielen wohldurchdachten und geistreichen Details. Der Name des Projektes E1027 steht für die Innitialen der beiden: E(ileen) 10.Buchstabe des Alphabets ist J(ean), der 2. ist B(adovici), der 7. ist G(ray). Auch die von ihr entworfene Wohnung für Badovici und ihr zweites Haus in Castellar an der Riviera zeugen vom praktischen Verstand und vom Erfindungsreichtum der Eileen Gray.

Nach der Weltwirtschaftskrise von 1929 konnte Eileen Gray nicht mehr an Ihre früheren Erfolge anschließen, auch das Haus E1027 mußte sie verkaufen, es kam später in den Besitz von Le Corbusier, der es zum Teil veränderte und beim Baden im Meer davor ertrank.

Obwohl ab den fünfziger Jahren ihre Seh- und Hörkräfte immer mehr abnahmen, hat die vielseitige Designerin bis zu ihrem Lebensende gearbeitet, immer neue Projekte erdacht und sich an neuen Materialien versucht. Kurz vor Ihrem Tod im Jahr 1976 erlebte Eileen Gray eine Ausstellung ihrer wichtigsten Arbeiten im Pariser Muse des Arts Dcoratifs und hat die Wertschätzung ihres enormen Schaffens somit noch zu spüren bekommen.


© copyright prodomoWien/Hersteller, Autor: Werner Backhausen